Die schönste Zeit der Schwangerschaft…
Das zweite Trimester begann ohne irgendwelche Wehwehchen. Die Nachricht, dass wir Zwillinge bekommen werden, war natürlich immer noch neu, allerdings hatten wir uns langsam darauf eingestellt und ich richtete im Kopf schon die Zwillingszimmer ein. Das Einzige, was mich im Alltag weiterhin extrem einschränkte, war die extreme Müdigkeit.
Ich wusste, dass mein Eisenwert nicht so gut sei und nahm aus diesem Grund Kräuterblut. Leider brachte mir das tägliche Einnehmen dieses Saftes keine Besserung. Meine Ärztin machte ein weiteres Blutbild und verschrieb mir schließlich Eisentabletten. Innerhalb weniger Tage merkte ich eine deutliche Besserung. Ich musste nun nicht mehr um 20.15 Uhr ins Bett, sondern hielt locker bis 23 Uhr aus. Endlich konnte ich mit Toby mal wieder Abende auf dem Sofa verbringen oder abends Essen gehen etc.
Bereits in der 15. Schwangerschaftswoche äußerte meine Gynäkologin, dass eines der Kinder ein Junge sei. Beim zweiten Kind konnte sie es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, aber auch hier vermutete sie ebenfalls einen Jungen. Die Bestätigung für diese Vermutung erhielten wir schließlich bei der nächsten Untersuchung vier Wochen später und zusätzlich bei dem Spezialisten, der mich in der Zwillingsschwangerschaft betreut und die Feindiagnostik durchführte. Bei dieser Untersuchung werden alle Organe der Kinder genauestens unter die Lupe genommen und geschaut, dass sie durch die Plazenten gut versorgt werden.
Diagnose „White Spot“
Beide Kinder zeigten eigentlich keine Auffälligkeiten. Sie waren gleich groß, wogen gleich viel und hatten sich prächtig entwickelt. Doch dann äußerte der Arzt, dass er bei einem Kind einen weißen Fleck im Herzen sehen kann. Wir fragten natürlich nach, was das denn sei und was das zu bedeuten hätte. Der Arzt meinte, dass dieser weiße Fleck keinen Herzfehler darstellt. Dennoch muss dieser allerdings weiterhin beobachtet werden. Bei vielen Kindern taucht er in dieser Zeit der Entwicklung auf, verschwindet dann aber auch wieder. Selbst Kinder, die mit einem white spot geboren werden, müssen keinerlei Erkrankungen haben. Ich wurde natürlich besorgter und fragte weiter, was das denn für Erkrankungen sein können. Er antwortete, dass ein white spot in Verbindung mit anderen Auffälligkeiten z.B. bei Down-Syndrom-Kindern auftauchen kann.
White Spot - Was ist das überhaupt?
White spots (auch Golfballphänomen genannt) sind punktförmig auftretende Verdichtungen in der rechten oder linken Herzkammer eines Ungeborenen, die oft beim Feinultraschall auffallen. Weil white spots als runde, weiße Punkte sichtbar sind, hat man sie Golfbälle genannt. Wie white spots entstehen, ist noch nicht hinreichend bekannt. Manche Wissenschaftler meinen, dass es sich um Stellen handelt, in denen das Herzgewebe noch nicht vollständig entwickelt ist. Andere meinen, dass es sich um kleine Verkalkungen oder um Salzablagerungen handelt.
White spots treten bei etwa 2 bis 4,7 % aller Babys im zweiten Schwangerschaftsdrittel auf und bilden sich meist spontan wieder zurück. Treten white spots isoliert darstellbar auf, also ohne weitere (körperliche) Besonderheiten, sind sie in den meisten Fällen lediglich harmlose Erscheinungen ohne funktionelle Bedeutung, die sich von selbst wieder zurückbilden und für die körperliche und kognitive Entwicklung und Gesundheit des heranwachsenden Kindes nicht gefährlich oder schädlich sind. Treten white spots dagegen kombiniert darstellbar auf, also in Verbindung mit bestimmten anderen (körperlichen) Besonderheiten, gelten sie als Hinweis (Softmarker) auf eine Chromosomenbesonderheit, zum Beispiel auf ein Down-Syndrom (Trisomie 21).
Schock!
Es zog mir den Boden unter den Füßen weg. Der Arzt betonte zwar immer wieder, dass nichts dafür sprechen würde, dass wir ein behindertes Kind bekommen, aber wenn solch eine Auffälligkeit genannt wird, kann ich auch nicht einfach vom Positiven ausgehen.
Sollte ich mich also, nachdem ich mich erstmals damit auseinandergesetzt habe, Zwillinge zu bekommen, nun auch damit beschäftigen, ein krankes Kind zu bekommen? Noch nie habe ich einen Gedanken daran verschwendet, dass gerade ich ein krankes Kind bekommen könnte und auf einmal wird dieser Gedanke so präsent. Diese Angst, ein behindertes Kind zu bekommen, welches eine ganz andere Aufmerksamkeit benötigt als ein gesundes Kind, machte mich nervös, traurig und auch unsicher. Wieder einmal stieg die Angst: Wie soll ich das nur schaffen?
In solchen Momenten wird einem noch einmal mehr deutlich, wie wichtig es ist, ein gesundes Kind zu haben und dass es sowas von egal ist, ob die Zwillinge eineiig oder zweieiig bzw. Jungs oder Mädels sind. Diese Fragen, die uns immer wieder gestellt werden, würde ich am liebsten gar nicht mehr beantworten. Es ist mir total egal. Ich will einfach nur gesunde Kinder zur Welt bringen!
Toby sah diese Diagnose von Anfang an gelassener. Ich interpretierte wie immer sehr viel hinein und ging vom Schlimmsten aus. Er sagte irgendwann: „Ja und? Und wenn wir ein krankes Kind bekommen, dann bekommen wir das gemeinsam auch hin. Dann ist das so. Ändern können wir eh nichts und es wäre auch kein Grund, dieses Kind nicht zu bekommen.“
Diese Aussage beruhigte mich enorm. Natürlich nehmen wir jedes Kind, ob es nun krank ist oder nicht. Lieben würden wir alle gleich! Eine Fruchtwasseruntersuchung kam für uns aus diesem Grund auch nicht in Frage, da das Ergebnis nichts ändern würde. Davon abgesehen wurde uns auch nicht dazu geraten, da nichts für diese Untersuchung spricht und natürlich auch eine Gefahr für beide Kinder entstehen könnte.
Auf andere Gedanken kommen: Nestbau
Nachdem ich diese Diagnose verdaut hatte, konnte ich mich auch wieder auf andere Dinge konzentrieren. Ich fing an, das Zwillingszimmer einzurichten, die Babyklamotten, die ich bereits hatte, zu waschen und Maries rosafarbene Schlafsäcke, Mullwindeln und Spannbettlaken blau einzufärben. Ich hätte nie gedacht, dass es so erfrischend sein kann, sich mal neben rosa mit anderen Farben auseinanderzusetzen. Ich freue mich schon wahnsinnig auf die Zeit, in der wir Autos, Bagger oder eine Werkbank kaufen werden. Es ist für mich so toll, eine Prinzessin und bald zwei Prinzen zu haben und die Unterschiede der Geschlechter kennenzulernen, zu lieben und zu verfluchen. Ich sage da nur: Pubertät!
Auf andere Gedanken kommen: Urlaub
In dieser Zeit fuhren wir in den Winterurlaub, der im Nachhinein betrachtet zur idealen Zeit stattgefunden hat. Mir ging es gut, ich konnte mich noch relativ gut bewegen und die Autofahrt war einigermaßen angenehm, weshalb ich den Urlaub voll und ganz genießen konnte. Da wir den Urlaub bereits vor meiner Schwangerschaft gebucht hatten, war es Zufall, dass er in dieser Zeit stattfand, ich würde es aber jeder Schwangeren empfehlen, in dieser Zeit Urlaub zu machen. Einen ausführlichen Urlaubsbericht findet ihr im Beitrag: Urlaub im Schnee.
Verdacht auf Schwangerschaftsdiabetes
In der 26. Schwangerschaftswoche wurde der Zuckertest durchgeführt. Bei Marie hatte ich diesen nicht so gut vertragen. In meiner ersten Schwangerschaft hatte ich zu diesem Zeitpunkt immer noch ab und an mit Übelkeit zu kämpfen, weshalb mir von dieser süßen Lösung natürlich nicht weniger übel wurde. In der jetzigen Schwangerschaft hielt sich die Übelkeit in Grenzen. Stattdessen wurde mir schummrig und das lange Sitzen merkte ich auch mehr, was natürlich auf die Zwillingsschwangerschaft und das zusätzliche Gewicht zurückzuführen ist. Nachdem mir nach einer Stunde Blut abgenommen worden war, durfte ich nach Hause.
Drei Tage später kam ein Anruf der Praxis. Als ich den Namen der Praxis auf meinem Telefon habe aufleuchten sehen, war mir klar, dass mit den Blutwerten irgendetwas nicht stimmen konnte. Und so war es dann auch. Mein Blutzuckerspiegel war leicht erhöht und ich solle nun in einer Diabetes Praxis vorstellig werden. „Nicht wirklich oder? Das kann doch nicht wahr sein.“
Also habe ich einen Termin vereinbart und fuhr nüchtern (vorher 8 bis 10 Stunden nichts essen und trinken) in die Praxis. Dort wurde mir erneut Blut abgenommen. Nüchtern war der Blutwert unauffällig, weshalb ich anschließend noch einmal eine Zuckerlösung trinken sollte. Nach einer und nach zwei Stunden wurde mir nochmals Blut abgenommen und geschaut, wie hoch mein Blutzuckerspiegel in dieser Zeit anstieg bzw. wieder sank. Zum Glück lag der Wert im Normbereich, weshalb keine Schwangerschaftsdiabetes vorliegt.
Dennoch versuche ich nun noch mehr auf meine Ernährung zu achten, Säfte und Limonaden zu meiden (ich trinke sowieso überwiegend Wasser) und Schokolade nach wie vor in Maßen zu essen.
Und was nun?
Das zweite Trimester ist um. Anfangs konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, einen so langen Bericht schreiben zu können, da ich mit diesen „Komplikationen“, die ja eigentlich keine wirklichen Komplikationen sind, nicht gerechnet habe. Meine Gynäkologin betont immer, wie gut meine Zwillingsschwangerschaft verläuft und das andere mit ganz anderen, viel schlimmeren Zwischenfällen umgehen müssen. Das ist mir auch bewusst. Ich muss weder liegen, noch habe ich sonst irgendwelche schlimmen Beschwerden. Die Kinder sind beide optimal entwickelt und werden in meinem Bauch gut versorgt.
Im Gegensatz zu meiner ersten Schwangerschaft habe ich aber einige zusätzliche Diagnosen erhalten, mit denen ich nicht gerechnet habe und dennoch mit umgehen musste. Weder der white spot noch eine Schwangerschaftsdiabetes gehören zu sehr häufig auftretenden Erkrankungen. Dennoch kommen sie vor und verlangen von der Schwangeren zumindest psychisch einiges ab.
Ich hoffe auf das Beste, sehe dem letzten Schwangerschaftsdrittel positiv entgegen und hoffe, einen unauffälligen dritten Schwangerschaftsbericht schreiben zu können.
Hatte eines eurer Kinder ebenfalls einen white spot? Hatte die Diagnose irgendwelche Folgen für euer Kind?
Wurde bei euch Schwangerschaftsdiabetes festgestellt ? Hatte die Diagnose irgendwelche Folgen für euch oder euer Kind?
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