„Nein, ICH will das machen!“
„Nein, das geht nicht so!“
„ICH will aber jetzt…!“
Marie kam gefühlt sehr früh in die Trotzphase – auf jeden Fall bereits vor dem zweiten Geburtstag. Zu dieser Zeit konnte sie uns noch nicht genau sagen, was sie störte oder was ihrer Meinung nach hätte anders ablaufen sollen. Sie äußerte ihre Wut, indem sie aus voller Kehle schrie und versucht hatte, sich selbst wehzutun. Hier waren Toby und ich anfangs sehr hilflos. Wir mussten sie in diesem Wutanfall eigentlich die ganze Zeit festhalten, da sie ihren Kopf immer wieder gegen Wände, Schränke, Böden oder Kanten schlagen wollte. Während des Festhaltens sind wir natürlich in die Schusslinie geraten, indem sie nach uns geschlagen oder gebissen hatte. Wir fragten uns, woher diese extreme Wut wohl kommen könnte.
Wenn das erste Kind in eine solche Entwicklungsphase kommt, sind ,glaube ich, alle Eltern erst einmal ratlos.
Wir fragten Maries Kinderärztin um Rat, die allerdings meinte, dass viele Kinder in dieser Entwicklungsphase so reagieren und wir uns deshalb keine Sorgen machen sollten.
„Leichter gesagt als getan!“
Eine wichtige Erkenntnis für uns als Eltern war, dass Marie nur uns gegenüber rebelliert. Bei Oma und Opa ist sie natürlich – wie soll es anders sein – das liebste Kind der Welt und eine solche Situation wäre dort unvorstellbar. Ich habe gelesen, dass dies auf eine gute Eltern-Kind-Bindung hindeutet. Kinder zeigen nur Menschen gegenüber solch ein Verhalten, bei denen sie sich sicher und wohl fühlen. Das ist doch schonmal sehr beruhigend oder? Und das soll nicht heißen, dass sie sich bei Oma und Opa nicht wohl fühlt. Ich denke, ihr wisst, was ich meine.
Das Kind entwickelt bei solchen Wutanfällen Selbstbewusstsein und ist von seinen Ideen total überzeugt. Wenn diese Ideen dann nicht so funktionieren, wie sich das Kind diese vorstellt, ist es frustriert, enttäuscht und sauer. Kleinkinder wollen mit diesen Reaktionen ihre Eltern nicht ärgern, sondern von ihnen aufgefangen werden. Dies fiel bzw. fällt uns bis heute immer noch sehr schwer.
Wenn Marie (3 Jahre) heute einen Wutanfall bekommt, müssen wir keine Angst mehr haben, dass sie sich weh tut – zum Glück!! Sie bekommt die Wutanfälle beispielsweise, wenn ihr nicht Mama, sondern Papa die Schuhe anziehen möchte, wir zu wenig Zahnpasta auf die Zahnbürste machen oder ein Ablauf anders abläuft, wie sie es erwartet hat. Der Wutanfall beginnt langsam und mit der Zeit steigert sie sich so hinein, dass sie zum Schluss oft nicht mehr weiß, warum sie sich so aufgeregt hat.
In solchen Situationen versuchen wir ihr den von ihr vorgestellten Ablauf noch einmal zu ermöglichen. Sollte dies nicht helfen, lassen wir sie für eine Zeit in Ruhe und warten, bis sie sich beruhigt hat und nicht mehr aus Wut schreit, sondern weint, weil sie gar nicht mehr weiß, warum sie sich eigentlich so aufgeregt hat. Erst dann haben wir die Chance, mit ihr zu reden und sie zu beruhigen.
Einige solche Situationen können wir heute im Vorfeld verhindern, indem wir wissen, dass sie beispielsweise zuerst die Zahnbürste halten möchte, bevor wir ihr die Zähne putzen. Neue Situationen lernen auch wir immer wieder kennen, allerdings ist es heute einfacher, mit ihnen umzugehen.
Ich persönlich mag es nicht, wenn Kinder abgelenkt werden, sobald man merkt, dass sie auf etwas unangenehm reagieren könnten. Ich bin der Meinung, dass sie auch mit Situationen, die ihnen nicht passen, konfrontiert werden müssen, um daraus zu lernen. Dies stellt meines Erachtens eine wichtige Erziehungsaufgabe von Eltern dar.
Wie geht ihr mit den Wutanfällen eurer Kinder um?
Was hat euren Kindern in solchen Situationen geholfen?
Ich freue mich über eure Kommentare!
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