Die Kinder schlafen, Toby experimentiert an seinem Schlagzeug und ich sitze hier und merke, dass es schon wirklich lange her ist, dass ich euch von unserem Alltag erzählt habe. Dabei hat sich bei uns wirklich viel verändert. Die Kinder sind älter geworden, Marie ist unser großes Mädchen und die Zwillinge verstehen inzwischen auch wirklich alles, was wir ihnen sagen, erklären oder zeigen.
Sie wissen genau, was ein „Nein“ bedeutet, was nicht heißt, dass sie auch darauf hören ;). Sie testen uns – jeden Tag auf’s Neue. Sie testen, wie weit sie gehen können. Sie schreien und toben wenn sie ihren eigenen Willen nicht bekommen und wollen sich weh tun, wenn etwas anders läuft als erwartet. Diese Phase hatte Marie auch. Hierzu hatte ich damals einen Beitrag geschrieben. Lest gern mal rein: Mit dem Kopf durch die Wand.
Zwillinge im Kleinkindalter
Im ersten Lebensjahr der Zwillinge habe ich immer gesagt, dass die Zwillinge wirklich sehr pflegeleicht sind. Natürlich dauerte alles etwas länger, aber man hatte ja schließlich zwei Kinder, die z.B. gewickelt werden mussten. Trotzdem war es ein sehr schönes Jahr, welches wir wirklich sehr genossen haben.
Nach diesem ersten Jahr änderten sich allerdings einige Dinge. Die Kinder wurden aktiver, schliefen weniger und sie wollten die Welt entdecken. Der Nachteil dabei war, dass sie nicht verstanden haben, dass manche Dinge auch gefährlich sein konnten. Sie haben es nicht verstanden, dass sie vom Sofa herunterfallen könnten, wenn sie sich zu sehr an der Kante bewegen oder darauf unkontrolliert hüpfen. Oder: Der eine wollte links auf den Schrank, der andere saß bereits rechts auf dem Tisch. Keine Sekunde konnten wir die Kinder aus den Augen lassen. Eine Sekunde den Raum verlassen, um ins Bad zu gehen? Undenkbar.
Wir mussten einen riesigen Laufstall aufstellen (hierfür nutzten wir ein Absperrgitter als eine Art Raumteiler), um das Wohnzimmer kindersicher zu gestalten. Dieser hat es uns ermöglicht, auch mal kurz die Haustür zu öffnen oder auf Toilette gehen zu können, ohne Angst haben zu müssen, dass etwas passieren könnte. Unsere Rettung!
Was war für uns außerdem neu und ungewohnt?
Alle Schubladen waren auf einmal interessant, jede Steckdose wurde untersucht, alle Möbel wurden als Leiter umfunktioniert oder durch den Raum geschoben und alle Teile, die Marie überlebt haben, waren nun defekt… Wir mussten wirklich alles, aber auch wirklich alles kindersicher gestalten und absichern.
Die größte Herausforderung ist für uns bis heute allerdings immer noch das Essen. Zwillinge und Essen – das funktioniert… oder auch nicht. Klar ist, dass ein Zwilling immer eine tolle Idee hat, was man mit dem Essen alles so anstellen kann und der andere es grundsätzlich nachmacht. Da kann es schonmal vorkommen, dass das Leberwurstbrot an der Wohnzimmertür klebt, der Bananenbrei als Conditioner genutzt wird oder die Wurst im Wasserbecher landet und mit Sprudel verfeinert wird.
Entscheiden sich die Zwillinge dann dazu, ihre Mahlzeit zu essen, geschieht das entweder, indem sie auf der Stuhllehne ihres Hochstuhls hocken, auf dem Tisch sitzen und nebenbei mit der Esstischlampe Ball spielen oder sie während des Essens quer durch den Raum laufen. Glaubt bitte nicht, dass es mir egal wäre, wie sie essen. Mir war es immer sehr wichtig, dass wir am Tisch sitzen bleiben und beim Essen nicht ständig aufstehen. Leider konnte ich irgendwann nicht mehr konsequent bleiben und ließ es durchgehen. Ich war dann einfach nur noch froh, wenn sie satt waren.
Inzwischen weiß ich ganz gut, welches Essen gut und vor allem konzentriert gegessen wird. Pizza geht zum Beispiel immer und Nudeln mit Pesto sind auch super. Brot ist abhängig von der Tagesform und Bananen-Hafer-Müsli zum Frühstück ist wirklich nie ein Problem.
Welches Essen kommt bei euch immer gut an?
Tipp: Wir haben irgendwann herausgefunden, dass wir mit gewissen Spielsachen die Kinder für eine ganze Mahlzeit am Sitzplatz halten können, sie mit Hilfe von blinkenden Autos oder Bausteinen essen und am Ende alle satt und zufrieden sind.
Das klingt jetzt alles sehr anstrengend – naja, ist es auch. Dennoch ist das Leben mit Zwillingen und besonders mit drei Kindern sehr, sehr schön. Die Jungs sind inzwischen in einem sehr süßen Alter, verbessern täglich ihre Sprache und spielen wunderbar mit ihrer Schwester. Sie lauschen den Geschichten, die wir ihnen erzählen und entdecken die Welt.
Sie bringen mit Freude ihre Windel in den Mülleimer oder beschäftigen sich inzwischen auch über einen längeren Zeitraum im Sand oder mit Bausteinen. Alle drei Kinder können sogar schon gemeinsam Spiele spielen oder nehmen sich herzig in die Arme. Sie werden langsam – oder eher schnell – groß und im Vergleich zu letztem Jahr haben wir wesentlich weniger Angst, dass etwas passieren könnte oder sie sich etwas in den Mund stecken, an dem sie sich verschlucken könnten.
Außerdem ist es für uns einfach nur wunderschön anzusehen, welch ein Geschenk ein Bruder oder eine Schwester ist. Besonders zur jetzigen Zeit wachsen sie als Geschwister noch einmal viel mehr zusammen und lernen unglaublich viel voneinander. Das ist ein riesiges Geschenk!
Unsere Corona-Zeit
Gerade in den letzten Wochen haben alle drei Kinder wirklich viel gelernt. Sie sind wissbegierig, wollen gefordert und gefördert werden und genießen die Zeit mit uns Eltern. Natürlich ist diese Zeit für uns etwas unfassbar Tolles. Wer weiß, wann wir jemals wieder so viel Zeit als Familie bekommen werden. Es ist für uns trotzdem eine herausfordernde Zeit.
Im normalen Alltag verbringen wir gerne Zeit mit Freunden, besuchen sehr regelmäßig Oma und Opa, Geschwister und sind im Sportverein aktiv. Toby und ich lieben unsere Jobs und freuen uns täglich darüber, solche Jobs ausüben zu dürfen. All das fällt nun weg, weshalb uns die Abwechslung und die sozialen Kontakte immer mehr fehlen. Bei Marie fällt uns ebenfalls auf, dass sie ihre Freunde immer mehr vermisst. Sie fragt täglich, wann sie sie wiedersehen kann und bekommt täglich von uns die Antwort, dass wir es leider nicht wissen. Dies macht uns traurig, aber wir versuchen den Kindern dennoch einen strukturierten und kreativen Alltag zu bieten, der ihnen Sicherheit gibt und sie glücklich macht.
Unser Corona-Tagesablauf
Marie und ich stehen um ca. 7.00 Uhr auf, frühstücken und bringen Papa anschließend einen Kaffee ans Bett. Wenn Toby nicht gerade joggen geht, machen wir uns frisch für den Tag und besprechen, was erledigt werden muss.
Gegen 9.00 Uhr wecken wir Henry und Luis. Ja, ihr habt richtig gelesen. Henry und Luis sind unsere Langschläfer und tanken nachts so richtig viel Energie für den Tag. Sobald die beiden ihr Bananen-Hafer-Müsli gefrühstückt haben, gehen wir spazieren, erkunden die Natur und genießen die frische Luft. Ab ca. 11.00 Uhr spielen die Kinder mit Papa im Garten und ich bereite das Mittagessen vor. Um 12.00 Uhr essen wir schließlich. Meistens koche ich zwei Gerichte. Ein Kinderessen und ein Essen für Toby und mich. Wir haben ja Zeit ;)!
Gegen 12.30 Uhr halten die Zwillinge ihren Mittagsschlaf und Marie genießt die Zeit mit Mama und Papa. In dieser Zeit basteln, lesen oder kneten wir. Wir spielen Gesellschaftsspiele oder spielen im Garten, backen Kuchen und machen einfach die Dinge, die gemeinsam mit den Zwillingen zur Zeit eher schwierig umsetzbar sind. Auch TV wird dann mal geschaut.
Gegen 15.30 Uhr wecken wir die Zwillinge, essen einen Nachmittagssnack und spielen alle gemeinsam im Garten, bauen mit Bausteinen oder spielen im Kinderzimmer (je nach Wetter). Um 18.00 Uhr essen wir schließlich Abendbrot. Danach waschen oder baden wir die Kids und legen sie gegen 19.00 Uhr ins Bett. Marie darf etwas länger aufbleiben und schläft gegen 20.00 Uhr.
Ruhe im Haus bedeutet allerdings noch keine Ruhe für Toby und mich. Abends wird die Einkaufsliste überarbeitet, ggf. kaufe ich noch einmal ein (zur Zeit kaufe ich für meine Schwiegereltern ebenfalls ein), wasche die Wäsche und putze, was es noch zu putzen gibt.
Ihr seht: Hier ist ganz schön was los. Dennoch haben wir sehr wenig Abwechslung, was zur Zeit nun mal nicht anders möglich ist. Ich bin sehr froh, dass Toby Zuhause ist und mir helfen kann. Ansonsten wäre es wirklich nicht möglich, das alles in dem Umfang zu schaffen. Gemeinsam gestalten wir uns unseren Alltag, bleiben Zuhause und hoffen, dass wir bald wieder mehr Normalität leben dürfen.
Julia
•5 Jahren ago
Schöner Bericht aus dieser besonderen Zeit und sehr ehrlich in Bezug auf die Zwillinge. Aber schlafen die beiden echt nachts bis zu 14 Stunden Plus 3 Stunden Mittagsschlaf. Mein Kleiner mit 20 Monaten schläft in der Woche von ca. 20 Uhr bis 6 Uhr plus mittags von 12.30 bis 15 Uhr. Manchmal mittags kürzer oder gar nicht. Und meine Große mit 3.5 schläft eigentlich genauso nur das sie häufiger den Mittagsschlaf mal weglässt.
Jil Christin Schulte
•5 Jahren ago
Ja, die Zwillinge schlafen sehr lang und viel. Sie brauchen den Schlaf. Sobald sie nachts nicht mehr so gut schlafen, würden wir den Mittagsschlaf auch weglassen oder zunächst kürzen. Zur Zeit benötigen sie die Zeit allerdings noch. Ganz liebe Grüße, Jil